US-Leaks-Verdächtiger: Das ist über Jack T. bisher bekannt (2024)

Gepanzertes Fahrzeug, Gewehre im Anschlag, schusssichere Westen, Helme: Die Polizisten des FBI, die vordemElternhaus von Jack T. anrücken, sind auf alles vorbereitet. Denn sie suchen einenMann,dermutmaßlich für eines dergrößten Geheimdienst-Datenlecks inderGeschichtederUSA verantwortlich ist.

Doch ausdemHaus tritt kein Schwerbewaffneter, sondern ein schlaksiger, jungerMannin T-Shirt und roter kurzer Sporthose. Seine Hände hat erhinterden Kopf verschränkt als Zeichen dafür, unbewaffnet zu sein. Jungenhaft und ungefährlich wirkt er, fast ein wenig hilflos. Langsam nähert sich Jack T. den Einsatzkräften. Widerstandslos ergibt er sich.

US-Ermittler suchten tagelang nach undichter Stelle

Tagelang suchten Ermittler in den USA fieberhaft nachderundichten Stelle inderDaten-Affäre - nachderPerson, die für die Veröffentlichung Dutzender vertraulicher DokumentederUS-Geheimdienste und des Pentagons im Internet verantwortlich ist.

Schon seit Wochen kursieren sie teils in originaler Form, teils manipuliert im Netz. Sie enthalten hoch sensible Informationen zum russischen Angriffskrieg gegen die Ukraine, auch zu SpähaktionenderUSA gegen Verbündete.DerSchaden ist immens, das Vertrauen in den Partner USA angekratzt. Eine Woche nach ersten Medienberichten zudemLeck gelingt den US-Behörden nun scheinbarderDurchbruch.Dermutmaßliche Maulwurf: EinMannaus den eigenen Reihen.

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US-Leaks-Verdächtiger: Das ist über Jack T. bisher bekannt (1)

Mutmaßlicher Täter prahlte wohl in Chatgruppe mit Geheimdokumenten

Jack T. ist 21 Jahre alt und arbeitet als IT-Fachmann auf einem Militärstützpunkt in Massachusetts. Nur Stunden, bevor er festgenommen wird, veröffentlichen US-Medien erste Details zudemmutmaßlichen Täter, wühlen im Leben von T., das sich zum großen Teil im Internet abspielt.

Aufderbei Videospielern beliebten Plattform Discord leitet er demnach eine Chat-Gruppe, die sich 2020 währendderCorona-Pandemie gründete. Sie hat rund zwei Dutzend junge Mitglieder mit Vorliebe für Waffen und Militärausrüstung. An diesem Ort veröffentlicht T. mutmaßlich die brisanten Unterlagen.

Er erzähltderGruppe, dass er aufdemMilitärstützpunkt, wo er arbeite, an die Dokumente gelangt sei. Dort habe er Teile des Tages in einer abgesicherten Einrichtung verbracht, inderMobiltelefone und andere elektronische Geräte verboten gewesen seien, mit denen Fotos oder Videos gemacht werden können.

Daher habe er die Dokumente zunächst abgeschrieben. Über mehrere Monate setztder21-Jährige seine Posts ab. Ihm sei es wohl darum gegangen, "vor seinen Freunden zu prahlen", aber auch darum, sie zu informieren, sagt ein Mitglied derGruppeder"Washington Post".

Küchentisch könnte mutmaßlichem Maulwurf zum Verhängnis werden

Doch mitderZeit wird T. wohl leichtsinnig. Das Abschreiben wird ihm zu anstrengend. Es könnte sein, dass er frustriert war, weil andere inderGruppe seinen Enthüllungen nicht genug Aufmerksamkeit schenkten. Laut den Recherchen beginnt er, Fotos von ausgedruckten Dokumenten hochzuladen.

Wohl ein Fehler: Bei ihren Nachforschungen stießen Medien darauf, dass DetailsderKücheneinrichtung aus dem Elternhaus von T., die auf Familienfotos in sozialen Medien veröffentlicht wurden, mit Details am Rand einiger Fotosderveröffentlichten Geheimdokumente übereinstimmen könnten.

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Kurz vor Berichterstattung über Datenleaks wirkt T. verzweifelt

Mitte März hört T. plötzlich auf, Dokumente mitderChat-Gruppe zu teilen. Grund war den Recherchen nach, dass jemand ausdemKreis Ende Februar Unterlagen in einer anderen Gruppe postete und so die intern abgesprochene Geheimhaltung brach.

Kurz bevor die "New York Times" Anfang April erstmals über das Leck berichtet, wirktderjunge Manndann verzweifelt. "Er sagte, es sei etwas passiert und er bete zu Gott, dass dieses Ereignis nicht eintrete", zitiert die "Washington Post" ein minderjähriges MitgliedderGruppe.

Jack T. wurde wohl als Anführer der Chat-Gruppe angesehen

Mehrere inderChat-Gruppe sollen Jugendliche gewesen sein, Halbstarke in Kellerräumen. In Interviews beschrieben einige Mitglieder ihren Chat-Kumpel als fit, trainiert, bewaffnet, als Anführer-Typ, als einen, zudemsie aufgeschaut haben. Ein Freund nennt T. patriotisch, einen gläubigen Katholiken, jemand mit Interesse an Waffen und Zweifeln anderZukunft Amerikas.

Anders als etwa bei den Enthüllungen des ehemaligen Geheimdienstmitarbeiters Edward Snowden deutet bislang nichts auf ein politisches Motiv hin. Trotz düsterer Ansichten sei T. nicht unbedingt feindselig gegenüberderUS-Regierung gewesen, sagen MitgliederderChat-Gruppe. Auch dass er ein russischer oder ukrainischer Agent gewesen sei, halten sie für unrealistisch.

Hatte Jack T. überhaupt Zugang zu Geheimdokumenten?

Aber wie kann es überhaupt sein, dass ein blutjunger Mitarbeiter Zugang zu derart sensiblen und brisanten Informationen hat? Offiziell ist dazu noch nichts bekannt. Als IT-Fachmann aufdemMilitärstützpunkt in Massachusetts habe T. Computer und Kommunikationssysteme verwaltet, schreiben US-Medien. Obwohl er in einem unteren Dienstgrad tätig gewesen sei, habe er damit möglicherweise auch Zugang zu internen Netzwerken mit streng geheimen Informationen gehabt - eigentlich, um diese zu schützen.

Pentagon-Sprecher Pat Ryder betont, beim US-Militär werde Mitarbeitern nun mal oft "schon in jungen Jahren eine große Verantwortung" übertragen. "Denken Sie an einen jungen Platoon Sergeant und die Verantwortung und das Vertrauen, das wir in diese Personen setzen, wenn sie Truppen in den Kampf führen."

Geheimdienstexperte sieht menschlichen Faktor als Schwachstelle

Ex-Geheimdienstkoordinator James Clapper erklärt, das System zum Umgang mit geheimen Unterlagen inderUS-Regierung basiere zu einem gewissen Grad auf persönlichem Vertrauen. Ja, es gebe Sicherheitsüberprüfungen, um sicherzustellen, dass Personen, die Zugang zu Verschlusssachen bekämen, vertrauenswürdig seien und keine Informationen preisgäben, sagt erdemSender CNN. Aberdermenschliche Faktor bleibe. "Das ist die Schwachstelle hier."

Clapper sagt, als Reflex nach jedem Datenleck dieser Art werde zunächst eingeschränkt, wer Zugang zu geheimen Informationen bekomme. "Und mitderZeit erweisen sich diese Verfahren als lästig und ineffizient, und dann werden sie wieder gelockert."

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Quelle: Magdalena Tröndle und Christiane Jacke, dpa

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